Wie Zusammenarbeit für mehr Zirkularität bei Beschichtungen und Klebstoffen sorgen wird
Mathias Matner - Head of Sustainability & Advocacy CA
Wie gelingt es den Herstellern von Beschichtungen und Klebstoffen in der chemischen Industrie, Nachhaltigkeitspraktiken und Prinzipien der Kreislaufwirtschaft in ihre Produktionsprozesse zu integrieren?
Mit dem European Green Deal will Europa sich in einen modernen, ressourceneffizienten und wettbewerbsfähigen Wirtschaftsraum verwandeln und so als erster Kontinent die Klimaneutralität erreichen. Als Schlüsselakteure der europäischen Wirtschaft können Hersteller von Beschichtungen und Klebstoffen wesentlich dazu beitragen, diese Ziele zu erreichen und die geplanten Bestimmungen zu erfüllen. Viele Unternehmen in der Wertschöpfungskette haben bereits damit begonnen, effizienter zu produzieren, den Einsatz erneuerbarer Energien und alternativer (nicht-fossiler) Rohstoffe zu erhöhen und Kreislauflösungen zu entwickeln. Darüber hinaus setzen sich immer mehr Hersteller und Marken ehrgeizige Nachhaltigkeitsziele, um den Übergang zur Kreislaufwirtschaft aktiv voranzutreiben.
Welche Maßnahmen ergreift Covestro in Bezug auf die Wertschöpfungskette, um seine Nachhaltigkeitsverpflichtungen zu erfüllen?
Covestro hat sich mit der operativen Klimaneutralität bis 2035 ein äußerst ehrgeiziges Ziel gesetzt. Durch die Umstellung der Herstellungsprozesse des Unternehmens soll mehr Nachhaltigkeit geschaffen werden. Das schließt auch den verstärkten Einsatz erneuerbarer Energien ein. Mit all diesen Maßnahmen können wir den CO₂-Fußabdruck unserer Produkte reduzieren. Die Kunden von Covestro wiederum profitieren davon, weil dadurch auch der CO₂-Fußabdruck ihrer eigenen Produkte kleiner wird. Parallel dazu erweitern wir ständig unser CQ-Produktportfolio. Wir ersetzen bei unseren CQ-Produkten einen großen Teil der fossilen Rohstoffe durch alternative Rohstoffe, um den CO₂-Fußabdruck der Produkte zu reduzieren und den Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft einzuleiten. Für verschiedene Produktgruppen, darunter Isocyanate, Acrylate, Prepolymere und Polyurethan-Dispersionen, haben wir bereits CQ-Lösungen eingeführt, und wir werden das Portfolio in den kommenden Jahren weiter ausbauen.
Wir müssen nicht auf zukünftige Entwicklungen warten. Wir können schon heute etwas für den Übergang zur Kreislaufwirtschaft tun: Indem wir Produkte verwenden, die auf nicht-fossilen Rohstoffen basieren.
Mathias Matner
Head of Sustainability & Advocacy CA
Vor welchen zentralen Herausforderungen steht die Lack- und Klebstoffindustrie bei der Einführung nachhaltiger Praktiken und beim Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft? Wie können diese Herausforderungen bewältigt werden?
Bei der Diskussion über die Auswirkungen von Beschichtungen und Klebstoffen auf die Nachhaltigkeit geht es immer um dünne Schichten auf vergleichsweise dicken Substraten. Daraus ergibt sich auch, dass der direkte Einfluss von Beschichtungen und Klebstoffen auf Nachhaltigkeitsparameter wie den CO₂-Fußabdruck oder den nachhaltigen Inhalt von Produkten eher gering ist. Doch ihre indirekten Auswirkungen – über die Verlängerung der Lebensdauer, die Leichtbauweise oder ganz allgemein als Grundlagentechnologie – sind erheblich.
Gleichzeitig sind wir mit der Tatsache konfrontiert, dass die heutigen Recyclingtechnologien noch nicht ausreichend entwickelt sind, um gemischte Materialien (Substrate plus Beschichtungen oder Klebstoffe) zu verarbeiten, und weiter optimiert werden müssen. Wir sehen jedoch bereits Verbesserungen bei diesen Recyclingverfahren, und mit der Zeit werden weitere hinzukommen.
Trotzdem müssen wir nicht auf diese zukünftigen Entwicklungen warten. Wir können schon heute den Weg zu mehr Zirkularität beschreiten, indem wir Produkte verwenden, die in der Herstellung auf nicht-fossile Rohstoffe setzen. Was unsere CQ-Produkte betrifft, haben wir eine deutliche Reduktion der Mengen an darin verwendeten fossilen Rohstoffen erreicht. Somit zeichnen sie sich gegenüber ihren fossilen Pendants durch einen kleineren CO₂-Fußabdruck aus.
Zudem haben wir begonnen, erste Lösungen anzubieten, die das Recycling der Substrate, auf die unsere Produkte aufgetragen werden, vereinfachen. Eine dieser Lösungen ist unser neu entwickeltes Decovery® CQ 6010, ein teilweise biobasiertes Barrierebeschichtungsharz, das dazu beiträgt, den Kreislauf für wiederverwertbare Papierverpackungen zu schließen.
Kurz gesagt stehen Unternehmen, die schon heute etwas bewirken und zu einer nachhaltigeren Zukunft beitragen wollen, bereits jetzt verschiedene Optionen zur Verfügung.
Wie sieht die Zukunft aus und welche Möglichkeiten hat die Beschichtungs- und Klebstoffindustrie, um nachhaltige, zirkuläre Prinzipien weiter zu integrieren?
Ich bin überzeugt, dass Beschichtungen und Klebstoffe in der Kreislaufwirtschaft von morgen eine noch wichtigere Rolle spielen werden. Die Verlängerung der Lebensdauer ist in vielen Fällen der größte Hebel zur Verringerung der Umweltauswirkungen einer Anwendung – und Beschichtungen und Klebstoffe tragen eindeutig dazu bei. Das Angebot an leistungsstarken, nicht-fossilen Rohstoffen wächst schnell, und Projekte, die sich mit Lösungen für Produkte am Ende ihrer Nutzungsdauer befassen, wie z. B. Debonding on demand, Abbaubarkeit und Kompatibilität mit Recyclingverfahren, entwickeln sich rasant weiter. Vor allem aber müssen wir entlang der Wertschöpfungskette Partnerschaften eingehen, um schnell die Lösungen zu entwickeln, die unseren zukünftigen Bedürfnissen entsprechen.