Weniger Worte und mehr Taten für eine nachhaltigere Saatgutbeschichtung
Bilder von Schildkröten, die sich in Bierverpackungen aus Plastik verfangen haben, Fotos von einst idyllischen Stränden, die nun mit weggeworfenen Einkaufstüten übersät sind, und Bilder von Mülldeponien, auf denen sich Berge von Kunststoffmüll bis zum Himmel auftürmen, sind leider nur allzu häufig zu sehen. Das Thema Verschmutzung durch Plastik sowie die Initiativen und Organisationen, die sich damit befassen, sind mehr denn je in der Öffentlichkeit präsent und prägen unser Bewusstsein. Eine andere Art der Verschmutzung, auf die bisher anscheinend noch nicht besonders aufmerksam gemacht wurde, ist die durch Saatgutbeschichtungen.
Weltweit wird das Saatgut in der Agrarindustrie üblicherweise beschichtet, um die Aussaat zu erleichtern, die Sichtbarkeit im Boden zu verbessern und ein Bindemittel zu haben, das Pflanzenschutzmittel oder andere biologische Produkte um das Saatgut herum einschließt. Die Beschichtung von Saatgut dient dazu, die Keimung zu optimieren und junge Pflanzen auf dem Feld zu schützen. Letztlich hilft sie den Landwirten, maximale Erträge zu erzielen, und trägt dazu bei, die Versorgung der wachsenden Weltbevölkerung mit sicheren Nahrungsmitteln zu gewährleisten. Um den Ausschuss für angewandte Saatguttechnologien in der Seed World 2019 zu zitieren: „Bei einer ordnungsgemäßen Saatgutbehandlung werden nur 0,5 bis 1 % der Fläche dem Wirkstoff ausgesetzt, im Vergleich zur Spritzanwendung, bei der 100 % des Feldes betroffen sind.“
Dennoch werden in der Landwirtschaft nach wie vor häufig synthetische Beschichtungen auf Basis fossiler Rohstoffe verwendet, die nur begrenzt biologisch abbaubar sind. Diese Beschichtungen hinterlassen kleine Mikroplastikpartikel im Boden – was bedeutet, dass synthetische Kunststoffmoleküle ihren Weg in unsere Böden, Flüsse und in den Nahrungsmittelkreislauf finden. Kein schöner Gedanke, oder?
Wir müssen schneller reagieren
Im Großen und Ganzen hat sich in der europäischen Saatgutindustrie ein Bewusstsein dafür entwickelt, dass sie sich verändern und weiterentwickeln muss und dass die Zulassungsbehörden in der EU (vorsichtig) auf Rechtsvorschriften drängen, die nicht biologisch abbaubare Saatgutbeschichtungen einschränken. Im Prinzip ist allen bewusst, dass die landwirtschaftlichen Praktiken nachhaltiger werden müssen, und die Mehrheit der Menschen wird zustimmen, dass wir die unnötige Verschmutzung durch Plastik stoppen müssen – um unseren Kindern und Kindeskindern eine bessere Welt zu hinterlassen.
Aber reagieren wir auch schnell genug? Vorschläge von Behörden in Europa, biologisch nicht abbaubare Saatgutbeschichtungen in den nächsten fünf Jahren schrittweise abzuschaffen, wurden von der Saatgutindustrie nur verhalten zur Kenntnis genommen. Wichtige Interessengruppen sind der Meinung, dass die derzeitige Übergangsfrist zu kurz und die Ausstiegsmaßnahmen zu ehrgeizig sind. Sie sind der Ansicht, dass die Entwicklung neuer biologisch abbaubarer Polymere etwa drei Jahre und die Markteinführung weitere sieben Jahre dauern wird. Aber haben wir überhaupt noch Zeit zu verlieren? Können wir uns eine Verzögerung wirklich leisten?
„Unserer Meinung nach ist diese Pulverbeschichtungstechnologie inzwischen so ausgereift, dass wir sie einsetzen möchten.“
Filip Laureyssen
Customer Care Manager, Kempa
Eine sofort einsatzbereite Lösung
Bei Amulix arbeiten wir seit mehreren Jahren an der Entwicklung einer nachhaltigen Saatgutbeschichtungstechnologie. Wir möchten die Umstellung von Saatgutbeschichtungen auf fossiler Basis zu biobasierten Beschichtungen im Agrarmarkt vorantreiben: durch die Bündelung der wissenschaftsbasierten Kompetenzen und der globalen Größe von Covestro mit der Fähigkeit von Amulix zu bahnbrechenden Innovationen im Agrarsektor. Vor allem möchten wir die Agrarindustrie darin unterstützen, ihre Abhängigkeit von synthetischen Polymeren zu reduzieren und die Verschmutzung durch Mikroplastik zu bekämpfen, indem wir eine nachhaltigere Alternative anbieten.
Unser Amulix®-Produktportfolio deckt bereits die wichtigsten Pflanzenarten wie Gemüse, Futterpflanzen und Ölsaaten ab, und wir beabsichtigen, innerhalb der nächsten zwei bis drei Jahre Lösungen für Getreide, einschließlich Mais, zu entwickeln. Kurz gesagt: Es steht eine nachhaltigere Saatguttechnologie bereit und ihre Anwendung ist dringender denn je. Es wäre ein Fehler, den Umstieg zu verschieben oder sinnvolle Maßnahmen zu verzögern. Als Industrie müssen wir reagieren – und zwar schnell – denn Zeit ist ein Luxus, den wir nicht haben.
Dalia Gončiauskaitė | General Manager